Die Kultur eines Volkes, eines Menschenschlages, einer Region, einer Landschaft ist neben seiner Geschichte, der Architektur und der Kunst
immer auch die Kultur des Essens und des Geniessens. In Würzburg erzählen der beinahe 1000jährige Markt und die ebenso alten
Marktmessen die lebhafte und vielfältige Geschichte dieser Kultur seiner Menschen. Das Angebot an Lebensmitteln war umfassend, der Handel
schwungvoll und nicht selten weit gereist. Im Kern repräsentierte es den natürlichen Reichtum der von der Natur in der Tat seit jeher
begünstigten Region mit dem geostrategisch an der Mainfurt gelegenen Würzburg in seiner Mitte. Der grüne Markt, der Eier- & Geflügelmarkt,
der Markt für Öle, Fette, Milch etc., der Fischmarkt mit der noch heute bestehenden Fischerzunft, der Holzmarkt am Mainkai und natürlich der
Viehmarkt am Ochsenplatz legen davon Zeugnis ab. Das Handwerk der Gerber in der inneren Pleich, die Färber im Meeviertel und die Mühlen
der Stadt mit ihren künstlich angelegten Mühlenbächen vermitteln uns eine Vorstellung davon, wie pulsierend und quirlig die Kultur des Lebens
an diesem Ort namens Würzburg - oder besser 'Herbipolis' - bereits im 11. Jahrhundert gewesen ist, als die Stadt ausserdem voller
Großbaustellen (Dom, St. Burkard, Benediktinerkloster und Kirche St. Stephan, Neumünster, Stadtmauer ..., um nur einige anzusprechen, denn
profan wurde ja auch gebaut) war.
Das Maindreieck ist nicht nur als Flusslauf hin und her auf einer Karte interessant anzusehen, sondern in mehrerer Hinsicht eine besondere
Region, die u.a. auch fortwährender Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist. Wir haben hier nämlich ein spezifisches meteorologisches
Phänomen, Würzburg ist - anders als die weitere Umgebung - die wärmste Stadt Deutschlands, der sogenannte fränkische Trockenrasen
kommt als Heidelandschaft der mediterranen Macchia fast schon bedenklich nahe. Die Meteorologen nennen es im internen Jargon nicht ganz
ernst gemeint auch schon einmal die 'Würzburger Sahelzone'. Zwischen den Zeilen stimmt das aber. Im Südwesten der Stadt öffnet sich über
dem Maintal so eine Art Hochebene. Dort windet und regnet es, in der Stadt dagegen nicht. Ich wohne ebenfalls auf dem Berg hinter der
Hubland-Uni, hier ist es zu jeder Zeit 3 Grad kälter als unten im Maintal. Und so geht das überall im Maindreieck weiter. Der Fluss hat sich
mitunter tief und steil in Täler der umgebenden Gesteinsformationen (hauptsächlich Kalkstein, Muschelkalk, aber auch Granit etc.)
eingegraben; drum herum ein Aufeinandertreffen verschiedener Mittelgebirge (Spessart, Rhön, Steigerwald, Odenwald) und ebene Höhenlagen,
die in bestimmter Konstellation zueinander angeordnet sind. Ich bin kein Experte, aber dies sind die Ansätze für den außerordentlichen
Klimaeffekt, den wir hier seit jeher haben. Der Boden ist durch seine Beschaffenheit fruchtbar, der Fluss sorgt für Überschwemmungen in den
weiten Talmulden (z.B. Sanderau, Zellerau und, und, und), die Hänge sind überall voll der Sonne. Der Kriterien und Argumente gibt es gewiss
noch mehr, aber dies alles sollte doch eine Idee dazu vermitteln, warum gerade das Maindreieck und im Besonderen die Würzburger Seite
schon sehr früh fest besiedelt worden war und sich schliesslich so aufregend und einzigartig entwickelte, wie sie es tat.
Der hier entstandene Menschenschlag steht ja heute ein wenig in dem Ruf etwas derb, provinziell oder gar grob zu sein. Das mag auch
stimmen, denn z.B. streitlustig waren die Würzburger in der Geschichte ihrer Stadt wirklich. Sie widersetzten sich den ja auch weltlich
regierenden Bischöfen über Jahrhunderte auf das Heftigste - gerade kürzlich (Januar 2015) wurde ich darauf hingewiesen, mich bei der Stadt
besser nicht auf den Chronisten Lorenz Fries zu berufen, da dieser ja ein Beamter des Fürstbischofs gewesen sei und es noch immer gewisse
Befindlichkeiten gebe. Die Rede ist vom 16. Jhdt. Wahnsinn !! - Raubritter, Fehden, Schlachten zwischen Fürstbischof und Bürgerheer,
Bauernkrieg, blutige Auseinandersetzungen mit der schwedischen Besetzung im 30jährigen Krieg, all das finden wir verstärkt und beinahe
klischeehaft in Würzburg und der mainfränkischen Umgebung. Ein Mittelalter wie es in den Romanen des historischen Genres steht.
Einerseits. All das aber nur, weil die Menschen hier lebendig konstruiert sind, Erdverbundenheit besitzen und eine eben widerstreitende Lust am
Leben und irdischen Dasein verkörpern. Das Andererseits steht dagegen z.B. für die Einführung des Ritterturniers im deutschsprachigen Raum,
für die Kaiserhochzeit des Friedrich Barbarossa mit Beatrix v. Burgund jeweils im 12. Jhdt., für die hohe mittelalterliche Dichtung und den
Roman und natürlich für die Kunst und Architektur im deutschen Kulturraum, für die Würzburg v.a. im 11., 12., 16., 17. & 18. Jhdt.
unschätzbare Beiträge geleistet hat.
Die Menschen in dieser Region sind im wesentlichen ein soziales Gemisch aus den ursprünglichen Kelten, eingewanderten Stämmen aus dem
heute frz. Südosten, die als sog. Turonen nicht ganz leicht nachzuvollziehen sind, und natürlich der merowingisch-fränkischen Landnahme um
das Jahr 500 herum. Dieser Genpool steht im Grossen und Ganzen für den sog. mürrischen und etwas streitlustigen Mainfranken auch unserer
Tage, der aber auch - und das soll betont sein - als lebensbejahend, fleissig, tapfer, lustig, original, werteorientiert, katholisch, protestantisch,
gerecht und zur Zeit aus dem Mittelpunkt der Welt provinziell etwas abgehängt sogar als weltoffen und fränkisch interpretiert tolerant
charakterisiert werden muss, darf und kann.
Die Menschen dieses Landes essen, leben, lieben und streiten nachweisbar in den letzten 1000 Jahren so gerne, dass daraus sehr besondere
Erzeugnisse hervorgehen im Rahmen von Weinen - aber auch Biere, dem man hierzulande fast ein wenig unerwartet traditionell ebenso
zuspricht - und einer Vielzahl an Küchenspezialitäten, wie es im deutschen Sprachraum schon recht ungewöhnlich ist. Sie werden es sehen,
erfahren und selbst geniessen.
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